Longevity, DNA-Tests & Co. – und am Ende heißt es: Geh spazieren
Antike Weisheiten – aktueller denn je
„Prävention“ klingt nach einem modernen Trendwort – dabei ist die Idee uralt. Schon im Papyrus Ebers (ca. 1550 v. Chr.) finden sich Empfehlungen zu Ernährung, Hygiene und Bewegung. Hippokrates (460–370 v. Chr.) wusste bereits:
„Gehen ist die beste Medizin.“
Auch Aristoteles riet zum „rechten Maß in allem“. Und Galen, Leibarzt der Gladiatoren, empfahl gezielte Bewegung zur Erhaltung der Gesundheit.
Diese antiken Empfehlungen sind aktueller denn je. Übersetzt in die heutige Sprache bedeutet das: Vermeidung von Übergewicht, Nichtrauchen, mäßiger Alkoholkonsum und eine überwiegend pflanzliche Ernährung.
Bereits unsere Großeltern kannten Lebensweisheiten wie:
„Ein voller Bauch studiert nicht gern“
„Schönheit kommt von innen“
„Der Tod sitzt im Darm“
„Wer rastet, der rostet“
Von Anti-Aging bis Longevity – neue Namen für alte Ideen
Im Laufe der Jahrhunderte – besonders aber in den letzten Jahrzehnten – haben sich die Begriffe rund um Gesundheit und Prävention immer wieder verändert: Präventionsmedizin, Check-up-Medizin, Gesundheitsförderung, Ganzheitliche Medizin, Integrative Medizin, Mind-Body-Medizin, Anti-Aging – und aktuell: Longevity.
Diese Begriffswechsel entstehen nicht nur aus wirtschaftlichen Interessen. Sie spiegeln auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse wider, die in moderne Konzepte integriert werden sollen. Dennoch: Mit jeder neuen Bezeichnung entstehen zunächst Unsicherheiten – es mangelt an klaren Standards und qualifizierten Fachleuten.
Das öffnet Märkte. Niemand im Gesundheitswesen will Entwicklungen verpassen, also wird fortgebildet. So belegen frühere Check-up-Ärzt:innen plötzlich Anti-Aging-Kurse, Psychologinnen besuchen Mind-Body-Workshops, und Longevity-Coaches bieten DNA-Test-Seminare an.
Der Markt boomt – bis der nächste Begriff kommt.
Auch ich musste „Longevity“ zunächst nachschlagen – nur um festzustellen, dass ich seit über 30 Jahren genau das tue: Menschen dabei unterstützen, ein langes und gesundes Leben zu führen.
Wir haben kein Wissensproblem – wir haben ein Umsetzungsproblem
Jährlich erscheinen im deutschsprachigen Raum hunderte Studien zu Ernährung, Prävention und gesundem Altern. Doch die wesentlichen Empfehlungen haben sich seit der Antike kaum verändert.
Ein bemerkenswerter Widerspruch:
Auf der einen Seite nimmt das Wissen über Gesundheit stetig zu.
Auf der anderen Seite werden die Menschen dicker, kränker – die Zahl der Diabetiker steigt, ebenso wie die Zahl übergewichtiger Kinder.
Heute wissen wir: Lifestyle-Veränderungen – also die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in den Alltag – verbessern die Prognose fast aller Zivilisationskrankheiten. Vom Herzinfarkt über Krebserkrankungen bis hin zu Demenz und anderen neurodegenerativen Erkrankungen.
Beispiel: Bei Brustkrebspatientinnen kann regelmäßige Bewegung die Sterblichkeit um bis zu 50 % und die Rückfallquote um 30–40 % senken.
Und überall liest man: Das Bauchfett muss weg.
Prävention ist keine Raketenwissenschaft
Prävention ist keine Hochtechnologie, sondern lebt von der konsequenten Anwendung einfacher Prinzipien. Natürlich nutzt sie moderne Untersuchungsmethoden – etwa zur Früherkennung oder zur individuellen Risikobewertung. Doch die Grundlage unserer Gesundheit entsteht im Alltag: durch das, was wir regelmäßig tun oder unterlassen.
Gesundheit lässt sich nicht kaufen – sie muss gelebt werden.
Warum ärztliche Begleitung wichtig bleibt
Angesichts der Vielzahl an Empfehlungen ist es leicht, den Überblick zu verlieren – und nicht selten auch viel Geld. Denn: Was passt zu mir persönlich? Wo liegen meine individuellen Risiken?
Einige Vorsorgeuntersuchungen – wie die Darm- oder Hautkrebsvorsorge – sind für alle empfehlenswert. Doch das individuelle Risikoprofil entscheidet darüber, wann und wie oft bestimmte Untersuchungen sinnvoll sind.
Beispiel: Eine Darmspiegelung ist zweifellos eine wichtige Vorsorgemaßnahme. Wenn jedoch in der Familie gehäuft Darmkrebserkrankungen auftreten, liegt vermutlich eine genetische Veranlagung vor. In diesem Fall sollte die erste Untersuchung früher und in kürzeren Abständen erfolgen.
Solche Risikoprofile ermitteln wir im Gespräch mit unseren Patientinnen und Patienten – auf Basis der Anamnese. Dabei geht es nicht um Angstmache, sondern um Transparenz und Sicherheit. So lässt sich das Risiko einer Erkrankung gezielt senken.
Fazit
Medizin gehört in ärztliche Hände – nicht in die von Influencern oder Lifestyle-Coaches.
Während sich die Schlagworte ändern, sind die Grundprinzipien eines gesunden Lebensstils seit Jahrhunderten erstaunlich konstant geblieben. Der größte Nutzen liegt in einfachen Maßnahmen, die – außer etwas Zeit und Engagement – nichts kosten.
Hunderte qualitativ hochwertige Studien belegen:
Sie sind unsere beste Medizin. Und diese sollten wir täglich einnehmen.