Schlucken Sie bitte keine Entkalker

Wie Ultraschall Verkalkungen sichtbar macht

Das Titelbild zeigt ein reales Ultraschallbild aus meiner Praxis – gut zu erkennen ist eine deutliche Verkalkung (Plaque) in der Halsschlagader. Unterhalb der Verkalkung sieht man eine Schallauslöschung, weil der Kalk die Ultraschallwellen stark reflektiert und dadurch kein Bildsignal mehr entstehen kann. Solche Veränderungen bleiben oft lange unbemerkt, können aber viel über den Zustand unserer Gefäße verraten.

Mit dem Ultraschall der Halsschlagader (Carotis-Ultraschall) lassen sich beginnende Ablagerungen und Durchblutungsveränderungen frühzeitig erkennen – völlig schmerzfrei und ohne Strahlenbelastung.

Ein Blick in die Gefäße

Im Ultraschall werden die Gefäßwände und eventuelle Plaques dargestellt.
Der Farbdoppler zeigt, wo Blut fließt – der Plaque selbst bleibt farblos, da in diesem Bereich kein Blut mehr zirkuliert. Fließendes Blut wird farblich dargestellt: Rot, wenn es auf die Sonde zufließt, und Blau, wenn es sich von der Sonde wegbewegt. So erkennt man auf einen Blick, wo Durchblutung vorhanden ist und wo sie fehlt.
Der Spektraldoppler misst die Flussgeschwindigkeit des Blutes. Nach der sogenannten Kontinuitätsgleichung muss in einem Gefäß pro Zeiteinheit an jeder Stelle dieselbe Blutmenge fließen – wird das Gefäß enger, steigt automatisch die Fließgeschwindigkeit. Diese Geschwindigkeit wird gemessen und erlaubt unter anderem Rückschlüsse auf das Ausmaß einer Verengung. So lässt sich der Grad einer Stenose (Einengung) quantifizieren.

Bis zu etwa 60 Prozent Einengung besteht meist noch kein relevantes Problem. Wichtig ist aber, solche Veränderungen im Verlauf zu beobachten.

Warum diese Untersuchung sinnvoll ist

Die Halsschlagader ist ein gut zugängliches Gefäß und eignet sich hervorragend als „Fenster“ zur allgemeinen Gefäßgesundheit. Verkalkungen an dieser Stelle treten häufig gemeinsam mit Veränderungen an den Herzkranzgefäßen oder anderen Arterien auf und können auf eine beginnende Arterienverkalkung im gesamten Körper hinweisen.
Werden solche Ablagerungen früh erkannt, kann man rechtzeitig gegensteuern – etwa durch die Behandlung von Risikofaktoren oder gezielte Lebensstilmaßnahmen.

Behandlung der Risikofaktoren

Wird im Ultraschall eine Gefäßverkalkung festgestellt, bedeutet das nicht automatisch eine akute Gefahr. Dennoch weist ein solcher Befund auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin – insbesondere für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Entscheidend ist, die Risikofaktoren konsequent zu behandeln – dazu gehören erhöhtes Cholesterin, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel und Nikotinkonsum.
Aus meiner Erfahrung spielt auch die genetische Veranlagung eine erhebliche Rolle: Manche Patienten haben trotz hoher Cholesterinwerte völlig gesunde Gefäße, während andere bereits bei moderaten Werten Verkalkungen zeigen.

Zum Thema Cholesterin gilt: Cholesterin allein verursacht im gesunden Gefäß keine Plaques – aber es gibt keinen Plaque ohne LDL, also jenes „schlechte“ Cholesterin, das sich bei vorgeschädigter Gefäßwand einlagern und so den Beginn einer Gefäßverkalkung markieren kann. Cholesterin ist für den Körper lebensnotwendig und wird zu rund 90 Prozent von unserem Körper selbst gebildet. Der Cholesterinspiegel im Blut hängt daher überwiegend von dieser Eigenproduktion ab – ein Verzicht auf Fette in der Ernährung hat nur geringen Einfluss und wird nicht empfohlen, da Sie dabei auch die gesunden Fette weglassen würden. Entscheidend für die Gefäßgesundheit ist vor allem der Zustand der Gefäßwand und das Zusammenspiel vieler Faktoren. Diese Beobachtungen bestätigen sich in meiner Praxis immer wieder: Es handelt sich um ein komplexes Geschehen, bei dem Lebensstil, Stoffwechsel und Genetik zusammenwirken.

Fazit

Der Carotis-Ultraschall ist eine einfache, aber sehr aussagekräftige Untersuchung zur Früherkennung von Gefäßverkalkungen.
Den Entkalker lassen Sie besser im Putzschrank – um Ihre Gefäße kümmern wir uns.

Dr. med. Stefan Rupp
Hausarzt in Freiburg-Littenweiler
Allgemeinmedizin, Prävention & Ernährungsmedizin

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