Der Blutdruck geht auch joggen

Wenn der Blutdruck öfter mal raus dürfte, müsste er nicht immer so hoch sein

Viele wissen es – aber so richtig verstanden haben es die wenigsten: Es gibt zwei Blutdruckwerte.
Der erste Wert, der systolische, beschreibt den Druck, den das Herz erzeugt, wenn es pumpt.
Der zweite Wert, der diastolische, ist der Druck, der bleibt, wenn das Herz sich entspannt.

Eigentlich müsste der Druck in dieser Entspannungsphase auf null absinken – tut er aber nicht, weil unsere Gefäße elastisch sind. Sie dehnen sich bei jedem Schlag und speichern Energie, die sie in der Herzpause wieder abgeben.
Das nennt man Windkesselfunktion.

Man kann sich das vorstellen wie bei einer alten Feuerwehrspritze: Dort wird auch nicht kontinuierlich gepumpt, und trotzdem kommt vorne ein gleichmäßiger Wasserstrahl heraus – weil der Druck zwischen den Pumpstößen kurz gespeichert und gleichmäßig abgegeben wird.

Bei jungen Menschen funktioniert das sehr gut. Ihre Gefäße sind elastisch, deshalb haben sie oft ein Blutdruckprofil mit Werten wie 150 zu 95 mmHg – der zweite Wert ist also recht hoch.
Mit zunehmendem Alter verlieren die Gefäße jedoch an Elastizität. Dann kann weniger Energie gespeichert werden, und der zweite Wert fällt ab. Typisch sind dann Werte wie 160 zu 50 mmHg. Der niedrige zweite Wert ist allerdings kein Grund zur Freude – er zeigt, dass die Gefäße steif geworden sind.

Warum steigt der Blutdruck überhaupt?

Man kann grob drei Gruppen unterscheiden:

  1. Genetische Veranlagung: Viele junge, schlanke Menschen mit erhöhtem Blutdruck haben schlicht eine familiäre Disposition. Oft zeigt sich, dass Eltern oder Geschwister ebenfalls betroffen sind.

  2. Lebensstil und Ernährung: Übergewicht, Bewegungsmangel, zu viel Salz, Alkohol oder Zucker treiben den Blutdruck nach oben. Auch dauerhafter Stress spielt eine Rolle.

  3. Seltenere Ursachen: Zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Nierenarterienstenose – das sind aber Ausnahmen.

Warum ist Bluthochdruck gefährlich?

Mit steigendem Druck steigt der mechanische Stress auf die Gefäßwand – so ähnlich wie bei einem Gartenschlauch, in dem zu viel Druck herrscht: Irgendwann wird er undicht.
In den Gefäßen entstehen winzige Mikrorisse, und dort lagern sich LDL-Cholesterin und Entzündungszellen ab – der Beginn einer Gefäßerkrankung.

Auch das Herz selbst leidet. Beim Herzecho sieht man oft, dass ein dauerhaft erhöhter Blutdruck zu einer Verdickung des Herzmuskels führt. Das Herz wird kräftiger, aber auch steifer – wie ein Bodybuilder, der seine Arme kaum noch anlegen kann.
Wird der Blutdruck wieder normalisiert, bildet sich diese Verdickung meist zurück.

Als Zielwerte gelten etwa unter 140 zu 90 mmHg, besser noch 130 zu 80 mmHg.

Wie Sport den Blutdruck senken kann

Regelmäßige Bewegung wirkt auf mehreren Ebenen:

  • Die Gefäße werden elastischer, weil die Endothelfunktion und die Stickstoffmonoxid-Produktion zunehmen.

  • Das Nervensystem beruhigt sich: Der Sympathikus fährt herunter, Puls und Druck sinken.

  • Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden reduziert.

  • Der Insulinspiegel sinkt, dadurch wird weniger Salz und Wasser im Körper zurückgehalten.

  • Das Gewicht reduziert sich, jedes Kilo weniger hilft messbar.

  • Das Herz arbeitet ökonomischer und mit weniger Kraftaufwand.

Sport kann den Blutdruck im Schnitt um 5 bis 10 mmHg senken – das entspricht einer leichten Blutdrucktablette.

Wie Ernährung den Blutdruck beeinflusst

Auch über die Ernährung lässt sich viel erreichen:

  • Weniger Salz, da Natrium Wasser bindet und das Blutvolumen erhöht.

  • Mehr Gemüse, Kalium und Magnesium, weil sie die Gefäße entspannen.

  • Weniger Zucker und Weißmehl zur Verbesserung der Insulinempfindlichkeit.

  • Weniger Alkohol – der senkt langfristig den Druck messbar.

  • Gewichtsreduktion, denn Bauchfett fördert Entzündungen, auch in den Gefäßen.

Fazit

Am Ende landet man in der Präventivmedizin immer wieder bei denselben Dingen:
Bewegung, Ernährung, Muskel-Fett-Verhältnis, Stressabbau und regelmäßige Kontrollen.

Ob man nun den Blutdruck senken, das Herz schützen oder das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes reduzieren möchte – die Maßnahmen sind erstaunlich ähnlich. Nur der Anlass, sie endlich umzusetzen, ist bei jedem ein anderer.

Vielleicht sollte Sie mit Ihrem Blutdruck einfach öfter mal Gassi gehen.

Dr. med. Stefan Rupp
Hausarzt in Freiburg-Littenweiler
Allgemeinmedizin, Prävention & Ernährungsmedizin

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