Prävention, Vorsorge – und warum Ihre Turnschuhe manchmal mehr erzählen als ein ganzes Blutbild. Kurz zum Arzt reicht nicht: Gesundheit beginnt im Alltag, nicht im Labor.
Wir alle hören es ständig: „Gehen Sie zur Vorsorge! Vergessen Sie die Früherkennungsuntersuchungen nicht! Machen Sie regelmäßig Ihren Check-up!“ Klingt nach einem gesundheitlichen Pflichtprogramm mit eingebautem schlechten Gewissen. Aber was davon ist eigentlich wirklich sinnvoll?
Bevor wir uns verlaufen, klären wir erst einmal die Begriffe – denn hier herrscht oft mehr Verwirrung als in einer durchschnittlichen Küchenschublade.
Früherkennung bedeutet genau das, was der Name verspricht: Etwas wird früh erkannt. Also eine gesundheitliche Fehlentwicklung, die bereits existiert – nur eben in einem sehr frühen Stadium. Beispiel: Wenn bei einer Prostata- oder Brustuntersuchung etwas auffällt, war das streng genommen keine Vorsorge, sondern Früherkennung. Das Problem ist also schon da, aber wir entdecken es früh genug, um deutlich größere Behandlungs- und Therapiespielräume zu haben – und meist auch eine deutlich bessere Prognose. Und das ist ausgesprochen sinnvoll.
Vorsorge hingegen ist ein unscharfer Begriff, denn beim Arzt lässt sie sich eigentlich nur sehr begrenzt durchführen. Die eindeutigste Form der Vorsorge sind Impfungen: Hier wird eine Erkrankung tatsächlich verhindert, bevor sie überhaupt entstehen kann.
Im weiteren Sinne kann man auch gut eingestellte Blutdruck-, Zucker- und Cholesterinwerte als Vorsorge sehen, weil sie Folgeschäden vermeiden. Streng genommen ist das aber schon Therapie. Ob man das noch zur Vorsorge zählt, dürfen gerne andere definieren.
Die echte Gesundheitsvorsorge beginnt zu Hause – beim Kochen und beim Schnüren der Turnschuhe.
Manches lässt sich nicht verhindern, aber früh entdecken – und genau dafür gibt es Früherkennungsuntersuchungen. Sie sollten jedoch immer an das persönliche Risiko angepasst werden: Wer eine höhere familiäre oder genetische Belastung hat, beginnt früher und wird in kürzeren Abständen untersucht als jemand ohne Risikofaktoren.
Wichtig bleibt deshalb das persönliche Risikoprofil. Nicht jeder Mensch ist gleich, nur weil er im gleichen Alter ist. Hier ist Medizin nicht Fließband, sondern Maßarbeit.
Kurz gesagt: Früherkennung findet beim Arzt statt. Echte Gesundheitsvorsorge eher beim Einkauf, beim Abendessen und beim Zubinden Ihrer Turnschuhe. Beides gehört zusammen, wenn man langfristig gesund bleiben möchte.
Fazit
Vorsorge beginnt im Alltag: Ernährung, Bewegung, Schlaf, Stress – all die Dinge, die keine Laborwerte brauchen, um Wirkung zu zeigen. Früherkennung dagegen gehört in die Praxis: Sie entdeckt Probleme früh, verbessert die Prognose und schafft meist mehr Therapieoptionen.
Beides ist wichtig, und beides ergänzt sich. In unseren Praxis-Checks bündeln wir genau das: Wir besprechen Ihr persönliches Risiko, definieren sinnvolle Startzeitpunkte und Intervalle und entscheiden gemeinsam, welche Untersuchungen wirklich sinnvoll sind.
So entsteht aus Alltag und Medizin ein Konzept, das langfristig trägt – ohne überflüssige Untersuchungen und ohne falsche Sicherheit.
Dr. med. Stefan Rupp
Hausarzt in Freiburg-Littenweiler
Allgemeinmedizin, Prävention & Ernährungsmedizin